Geschätze Anlegerinnen und Anleger
Die Ankündigung Trumps neuer weitreichender Zollmassnahmen «für Länder in der ganzen Welt» hat die Märkte zu Monatsbeginn stark belastet. Mit der Verfügung einer 90-tägigen Zollpause eine Woche später ist es zu einer breiten Erholungsbewegung gekommen. Der Schweizer Aktienmarkt gemessen am SPI gab im Monatsverlauf um 1.9% und der S&P 500 um 0.7% (in USD) nach. Der DAX (in EUR), der Weltaktienindex MSCI World und der Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets (beide in USD) konnten gar um 1.5% bzw. 0.9% und 1.3% zulegen. Da neue Handelshemmnisse die Wirtschaft bremsen, sind die langfristigen Zinsen gesunken. Wegen des zusätzlichen Inflationsdrucks infolge höherer Zölle und den gestiegenen politischen Unsicherheiten ist der Zinsrückgang in den USA am schwächsten ausgefallen. Während der Goldpreis weiter um 5.3% angestiegen ist, sind die Ölpreise aufgrund des trüberen Konjunkturausblicks deutlich um 15.6% gesunken (beide in USD).
Am 2. April hat Präsident Trump die neue Zollpolitik der USA vorgestellt und mit sogenannten «reziproken Zöllen» von bis zu 50% für einzelne Länder die Märkte in Schrecken versetzt. Bei der Ermittlung der neuen US-Zölle wurden nicht die tatsächlichen Zölle der jeweiligen Handelspartner herangezogen, sondern der Handelsüberschuss eines Landes seinen gesamten Exporten in die USA gegenübergestellt. Im Falle der Schweiz wird der Handelsüberschuss von 38.5 Mrd. durch die gesamten Warenexporte in die USA von 63.4 Mrd. geteilt, was einen Wert von knapp 61% ergibt, woraus die US-Administration einen reziproken Zoll von 31% ableitet. Mit diesem Vorgehen werden alle exportorientierten Länder mit extrem hohen Zöllen bestraft. Vor der tatsächlichen Einführung dieser neuen Zölle hat Trump eine 90-tägige Zollpause verfügt, die für Verhandlungen mit den einzelnen Ländern genutzt werden soll. In der Zwischenzeit gilt ein universeller Zollsatz von 10% auf die allermeisten Exporte in die USA. Weil China Massnahmen gegen das neue Zollregime ergriffen hat, gilt für chinesische Exporte diese Pause nicht. Im Gegenteil wurden die Zölle für Waren aus China auf 145% erhöht.
Ein Importzoll hat die gleiche Wirkung wie eine Steuer. Unternehmen, die Waren in die USA importieren, müssen die zusätzlichen Kosten übernehmen und werden diese nach Möglichkeit zu einem wesentlichen Teil an die Konsumenten weitergeben, um ihre Marge zu schützen. In der Folge werden die Preise steigen und der Inflationsdruck nimmt zu, sofern die Zölle eingeführt werden und Bestand haben. Wegen den höheren Preisen ist mit insgesamt sinkenden Absatzvolumen und einem schwächeren Wirtschaftswachstum zu rechnen. US-Firmen und ausländische Firmen, die in den USA für die USA produzieren, werden von einem solchen Zollregime profitieren. Ausländische Firmen ohne Produktionsstandort in den USA und US-Gesellschaften mit einem grossen Produktionsanteil im Ausland oder einem hohen Anteil an importierten Gütern werden zu den Verlierern zählen.
In einer ersten Reaktion auf die Eskalation im Handelsstreit sind alle Aktienmärkte in den ersten Apriltagen stark unter Druck geraten. Mit der angekündigten Zollpause wurde eine Erholungsbewegung initiiert und der Markt hat begonnen, die möglichen Auswirkungen auf die einzelnen Firmen differenzierter zu bewerten. Unsere detaillierte Analyse zum Einfluss möglicher Zölle hat ergeben, dass über 90% unserer Portfoliofirmen nicht oder nur wenig von möglichen US-Zöllen betroffen sind, weil sie entweder kein Geschäft in den USA tätigen, die Produkte lokal für den US-Markt produzieren oder über eine hohe Preissetzungsmacht verfügen. Entsprechend konnten alle Format Aktienfonds ihre Benchmarks im April übertreffen. Die Performance der Fonds und Mandate seit Jahresbeginn kann über den untenstehenden Link aufgerufen werden.
Die Anleger werden die weiteren Entwicklungen und mögliche Verhandlungsergebnisse im Handelsstreit eng verfolgen. Zudem werden sie nach Anzeichen für eine deutliche Verlangsamung der globalen Konjunktur Ausschau halten. Aus diesem Grund dürfte die Stimmungslage auch in den nächsten Wochen angespannt bleiben.
Beste Grüsse
Matthias Hug und Markus Lackner